6 Illustrationen von Christian Müller
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unter Verwendung einer Illustration von ChristianMüller
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© 2010, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart
Alle Rechte vorbehalten
ISBN 978-3-440-12731-5
Lektorat: Ben Boden, Claudia Sträb
Produktion: Markus Schärtlein, Constanze Schäfer
eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig
Ich habe ihn nie persönlich kennengelernt, den Grafen. Und wenn ich es recht bedenke, eigentlich fällt mir kein Jagdgenosse ein, dem Friedemann Hubertus Maria Graf von Ansitz beim Selbigen oder einer Gesellschaftsjagd vor die Optik gelaufen ist. Alle kennen ilm nur vom Hörensagen, genauer: vom Hörendichten.
Es war die Weisheit des Rehbockes, die mich bei einem Schüsseltreiben auf seine Fährte brachte (die des Grafen, die des Bockes habe ich an diesem Tag nicht gesehen): „Das Glück dieser Erde liegt auf den Ricken der Herde.“
„Recht hat er, der Graf“, „Ein typischer von Ansitz“ und sogar ein kumpelhaftes „So ist er, der Hubertus!“ drangen durch lodengrünes Gelächter an mein Ohr.
Seit jenem Abend in der Biegelsbrücker „Waidmanns-Klause“ (Jägerschnitzel mit Pommes 4,90 €) heftete ich mich an die Verse des Adligen, mit dessen Freundschaft sich zwar mancher schmückte, aber eben nur um drei Revierecken über entfernte Bekannte.
Ich muss nicht erwähnen, dass auch die mir angebotenen Fotobeweise gemeinsamer Jagden zu wünschen übrig ließen („Der da, hinter der dicken Buche“, „Natürlich sieht man nichts, es war ja auch zwei Uhr in der Nacht“).
So nahm ich jede Jagdeinladung an, bei der Graf von Ansitz angeblich auf der Gästeliste stand. Doch entweder hatte er seinen Schützenstand am anderen Ende des Treibens oder war vor dem Verblasen der Strecke durch seinen Gutsverwalter zur Niederkunft seiner Lieblingskuh auf die heimischen Ländereien gerufen worden.
Die – nach Angaben der Befragten – einmal in Schlesien, einmal in der Lüneburger Heide und einmal im Stadtzentrum (!) von Dortmund lagen.
Doch fast immer konnte ich eine lyrische Trophäe aus der Feder von Friedemann Hubertus Maria mit nach Hause bringen. Von jenem Dichter, der ca. 1,35 bis 2,03 groß ist, immerhin 58 bis 172 Kilo (unaufgebrochen) auf die Waage bringt und dessen Alter exakt mit „Mitte bis Ende ... also ... ungefähr ... schwer zu schätzen“ angegeben werden kann.
Die Veröffentlichung seiner Reime ist vielleicht die Kirrung, die ihn dazu bringt, sich aus der Dickung von Paarreimen und Versmaß herauszuwagen.
Und eines Tages im Morgengrauen, wenn langsam die Nebel steigen und sich meine Finger schon klamm um die 8-fache Vergrößerung biegen, dann, an diesem Morgen werde ich ihn ansprechen ...
Bernhard Strohm
Manchmal erwache ich am Morgen und frage mich: Was hast du getan? Getan mit der Natur, die uns von der allmächtigen
Jagdgenossenschaft anvertraut wurde. Die wir nicht von unseren Vätern geerbt, sondern nur von den Jungjägern geliehen haben. Ist das noch meine Welt?
EINE WELT
in der der Uhu außerhalb gelber Tuben ums Überleben kämpft,
ein Reh ohne ein Contra schlechte Kurien hat,
der Dachs fällt, obwohl er sichere Bauten gräbt,
man sich den Wolf läuft, ohne ihn je gesehen zu haben,
sich Fuchsschwänze nur noch in Bastelkellern heimisch fühlen,
das Kehlchen errötet, weil wir aus Bibern Betttücher machen,
kaum ein Sika noch eine Grube und nur wenige Lummen ein Land haben,
auch auf dem breitesten Damm kein Hirsch zu finden ist,
Enten für dieWC-Reinigung missbraucht werden,
der Marder nicht immer der Gärtner ist,
weil wir schon den Bock dazu gemacht haben,
und in derWaschbären durch Waschmaschinen ersetzt wurden.
Was mache ich in dieser Welt der Jäger und Rammler?
Ich mache mir einen Reim darauf: Ich schreibe Gedichte.
Friedemann Hubertus Maria Graf von Ansitz
P. S.
Erst wenn der letzte Baum geschält, der letzte Fluss tiefer ist, als die Gummistiefel hoch, der letzte Feldhase den Löffel abgibt, und das letzte Kirschwasser getrunken ist, dann werdet ihr sehen, dass man Füchse nicht essen kann.
„Am Loden sind sie zwar erkenntlich,
doch ihre Sprache unverständlich“
Friedrich Hell, dem kleinen Bauer
fehlt an seinem Job die Freud’
er ist auf die Nachbarn sauer
allesamt sind’s Jägersleut’.
Denn sein Kornfeld liegt inmitten
von drei großen Jagd-Revier’n
mit den Pächtern tief verstritten
denn die wollen nicht kapier’n
dass die Dummheit manches Schützen
seine Ernte ruiniert
es kann keinem Bauern nützen
wenn sein Mähdrescher krepiert.
Hochsensible Technik streikte
weil da was im Dreschwerk steckt
und die schwarze Wolke zeigte
dass ihm der Motor verreckt.
Erst konnt’ er es gar nicht glauben
was ihm um die Ohren schoss
Läufe, Munition und Schrauben
Abzug und graviertes Schloss.
Denn es warf so mancher Schütze
nach dem Fehlschuss voller Zorn
viel zu schnell, als ob’s was nütze
die Flinte bei Herrn Hell ins Korn.
Wilfried Wannebeck aus Herne
hätte seinen Jagdschein gerne
doch das Lernen zieht sich hin
und der nächste Prüftermin
ist erst angesetzt im Mai
wär’ doch schon die Zeit vorbei
denkt Herr Wannebeck und paukt
bis sein Körper ausgelaugt.
Warum bringt er Geistes-Schindung
nicht mit Urlaub in Verbindung?
Kombiniert auf diese Weise
Praxistest und Jäger-Reise.
Doch er scheut das lange Suchen
wenn schon, dann beim Profi buchen
und die Frau im Reise-Center
ist sehr freundlich, denn die kennt er.
Wilfried gibt ein klares Bildnis
wie sie aussieht, seine Wildnis
mit Ballermann so ganz alleine
auch mal ohne Waffenscheine.
Tolle Hasen, wilde Sauen
danach würd’ er gerne schauen
und dass er sich nicht blamiert
einen Abschuss garantiert.
Wilfried, der vom Jagdglück träumt
hat dabei wohl ganz versäumt,
dass er auf die Buchung blicket
und das Ziel auf seinem Ticket.
Tags darauf, am Ferienorte
fehl’n Herr Wannebeck die Worte
er sieht zwar die ersten Luder
doch sie tragen Rouge und Puder.
Überall steh’n geile Böcke
machen Jagd auf kurze Röcke
Häschen stellen sich zur Schau
mancher wird zur wilden Sau.
Doch der Reiseleiter schmollte
als er sich beschweren wollte
dass er das erwarten kann
ganz allein, am Ballermann.
Viele deutsche Jagd-Genossen
die auch gerne Großwild schossen
tummeln sich in fernen Ländern
auf der Pirsch nach 16-Endern.
Denn du kriegst für bares Geld
jedes Stück am Arsch der Welt
Russland, Polen, Kanada
im zentralen Afrika,
selbst in Mecklenburg und Pommern
ist der Jagdgast vorgekommern
Doch bedenke hier mein Bitten
fremde Länder, fremde Sitten.
Denn hast du dich nicht gebildet
weißt du kaum, was da so wildet
achte auch, ich will’s betonen
Menschen, die dort ureinwohnen.
Ist die Gegend tief und ländlich
wird das Brauchtum unverständlich
darum kurz an dieser Stelle
Tipps und Tricks für alle Felle:
So führt man in der Ukraine
alle Treiber an der Leine
tragen diese Hermeline
dann spricht man es Ukraine.
Niemand darf auf den Lofoten
eine Fuchs mit Blei beschroten
und man jagt in Tansania
wirklich nur um Punkt halb vier.
Auf den südlichen Antillen
darf man keine Gämsen killen
(was ich durchaus logisch find
weil sie dort ausgestorben sind).